Fürsorge - Für Sorge?

LUNA DURCHLEUCHTET WORTE – FERTIG MIT DEN MYTHEN

FÜR SORGE

Fürsorge.
Für Sorge?
Echt jetzt?

Das Wort klingt schief, oder?
Für–Sorge.
Als müsste man sich offiziell für das Sorgen entscheiden – also: Sorge übernehmen, tragen, verwalten.
Im Alltag ist es längst verdreht: klingt nach Pflicht, Aufopferung, Nachtdienst im eigenen Leben.

Etymologisch kommt’s aus dem Althochdeutschen fuor-sorga
fuor = für, vorausschauend,
sorga = Kummer, Bekümmernis.
Also ursprünglich: vorausschauende Sorge, das Vorausdenken für jemanden.
Im Mittelalter war’s ein Rechtsbegriff – Vormundschaft, Verantwortung.

Erst viel später bekam’s diese moralische Note: die gute Fürsorgefrau, der fürsorgliche Mensch.
Da schwingt immer schon mit: Du bist zuständig für das Wohlergehen anderer.
Wenn man’s wörtlich nimmt, ist Fürsorge also:
Sorge für andere, nicht mit ihnen.
Kein Wunder, dass das Wort so schief klingt.


Fürsorge hat oft mit Kontrolle zu tun.
Ich will’s gut machen. Ich will verhindern, dass du leidest.
Aber vielleicht verwechsle ich Nähe mit Einfluss.
Vielleicht ist Fürsorge manchmal nur getarnte Angst.

Ich will nicht für dich sorgen.
Ich will mit dir da sein.
Ohne Wissen, ohne Plan, ohne Anspruch auf dein Wohl.

statt Fürsorge.

Vielleicht ist das neue Wort kein Wort.
Sondern ein Moment zwischen uns.

Ohne Sorge.
Ohne Für.
Einfach Sein.

LunaRita

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